Die letzten Monate, ach was sage ich: das ganze Jahr 2022 war für mich bislang unglaublich anstrengend. Immer, wenn ich dachte, es würde bergauf gehen, kam die nächste Talfahrt. Ich habe seit meiner Jugend depressive Episoden, mal stärker, mal schwächer. Dennoch: wenn sie kommen, dann aus dem Nichts und ich fühle mich von ihnen überrollt. Ich bin enttäuscht, dass es „schon wieder passiert“ und mir mein Leben von einen auf den anderen Tag entgleitet.

Ich habe mit den Jahren viele Strategien entwickelt, mich „zu halten“, um durch diese dunklen Tage, Wochen, manchmal Monate zu kommen. Sieben davon möchte ich heute mit dir teilen, damit du eine Art Krisenkoffer parat hast, solltest du auch mit Depressionen / depressiven Verstimmungen kämpfen. Ich habe zudem vor einiger Zeit einen sehr ausführlichen Artikel über meine persönliche Geschichte geschrieben, den du hier lesen kannst: „Mental Health Day: Depression

Diese 7 Dinge dürfen in deinem Depressionen Krisenkoffer nicht fehlen

Noise cancelling Kopfhörer / Ohrstöpsel

Wenn mir „alles zu viel“ wird und ich das Außen schlecht ertragen kann, helfen mir unterwegs (manchmal sogar auch zu Hause, je nach Geräuschempfindlichkeit) Ohrstöpsel oder Noise cancelling Kopfhörer, um die Welt auszublenden. Es gibt Tage, an denen ich mich schlecht abgrenzen kann und wie ein Schwamm alles aufsauge. Ich nehme Geräusche deutlicher und unangenehmer wahr, ich sauge die Energien von anderen auf und fühle mich durch all das noch schlechter und schwerer. Ich MUSS mich abgrenzen, um nicht komplett unterzugehen. Das Ausblenden durch Kopfhörer oder Ohrstöpsel, besonders in der trubeligen Stadt, hilft mir dabei.

Ätherische Öle, Duftkerzen und Räucherstäbchen

Vertraute und wohlige Gerüche können uns unterstützen. Ich habe eine Box mit einer schönen Auswahl von Ölen, die ich als Raumspray oder zum Auftragen auf die Haut nutzen kann. Auch Räucherstäbchen, Duftkerzen, Palo Santo oder weißer Salbei helfen mir dabei, mich wieder zu erden und in eine andere Stimmung zu versetzen. Bei gewissen Düften, die ich auch in meinen Yogastunden verwende, stellt mein Unterbewusstsein direkt eine positive Assoziation her.

Mandala Malbuch

Schon mal probiert? Ausmalen kann eine sehr beruhigende Wirkung haben. Es gibt spezielle Mandala Malbücher (auch für Erwachsene), die man frei kolorieren kann. Ganz ohne Leistungsdruck, ohne seinen Kopf groß anzustrengen, sich aber dennoch zu beschäftigen, wenn der Kopf rast. Ich gebe zu, dass das bei mir auch nicht immer klappt, aber es ist dennoch gut, Optionen zu haben, um etwas zu versuchen, das einen beschäftigt. Vielleicht ist freies Malen / Basteln / Stricken etc dann eher etwas für dich? Und vergiss nicht: es geht nicht darum, etwas besonders Schönes oder Sinnvolles zu erschaffen, sondern einfach nur darum, überhaupt etwas zu tun, wenn man in in die Lethargie driftet.

Journal

Schreib es dir von der Seele. Auch hier wieder: du musst nichts „Sinnvolles“ oder Strukturiertes schreiben. Dieses Journal hat den einzigen Zweck, deinen Kopf zu leeren. Raus damit! Schreib alles auf, was dich belastet. Lass es los und schmeiß es auf’s Papier. Stichwörter, Sätze, Gekritzel – egal was.

Augenkissen

Und dann gibt es Tage, da kann ich auch das Bett nicht verlassen, geschweige denn etwas ausmalen oder mir von der Seele schreiben. Da ist das einzige, was ich zustande bringe, im Bett liegen und an die Decke starren und darauf zu hoffen, dass der Tag vorbei geht. An solchen dunklen Tagen lege ich mir ein beschwerendes Augenkissen (Herzensempfehlung!) auf die Augenlider, damit sich meine Augen entspannen können. Auch die Dunkelheit und das Gefühl des Abgebens finde ich ganz angenehm daran.

Wärmflasche / Kühlpack

Je nach Jahreszeit oder Gefühlszustand können mir Wärmflasche oder Kühlpack helfen, mich wieder zu spüren. Ich lege mir z.B. dann das Kühlpack auf die Handgelenke, in den Nacken oder fahre mir damit über das Gesicht. Für ein behütetes Gefühl habe ich gern eine Wärmflasche am Bauch, Rücken oder an den Füßen.

Buch

Manchmal helfen mir positive, buddhistische Kurzgeschichten, um mich wieder zu fangen. Das Lesen lenkt mich ab und stoppt meine Gedankenschleifen. Ich erhalte positiven Input, der mich aber nicht überfordert, da es kurze Geschichten sind, manchmal nur 1-2 Seiten lang. In letzter Zeit helfen mir auch Bücher zum Thema Depression, die von ebenfalls Betroffenen verfasst wurden, durch die Zeit. So fühle ich mich nicht alleine damit und kann mir bewusst machen, dass es da draußen vielen Menschen ähnlich geht.

Du bist nicht allein

Und das ist vielleicht auch ein ganz tröstlicher Schlussgedanke für den heutigen Artikel: DU BIST NICHT ALLEIN. Ich weiß, es fühlt sich so an und an manchen Tagen ist man auch wirklich allein damit, weil Freunde und Familie einen nicht verstehen können und hilflos sind. Dann nimm dir auch die Zeit, um wirklich alleine zu sein und durch diese Gefühle zu fühlen. Für mich gibt es an solchen Tagen nichts Anstrengenderes, als mich erklären, zusammenreißen oder ablenken zu müssen. Wenn es nicht geht, dann geht es nicht. Und das ist dann auch okay. Wie heißt es so schön? It’s okay not to be okay. ♡

Ich sende dir Liebe, Kraft und wünsche dir die richtigen Menschen in deinem Leben, die dich daran erinnern, wie wertvoll du bist und dass es wichtig ist, dass DU auf dieser Welt bist. Das Universum macht keine Fehler.