Angst: so kannst du mit Angstgefühlen umgehen

Angst. Ein Gefühl, das wir wohl alle schon einmal erlebt haben und mit dem jeder anders umgeht. Ich musste, besser gesagt durfte, in den vergangen Monaten lernen, meiner Angst neu zu begegnen. Sich einzugestehen, dass so häufige Angstgefühle und -gedanken wie ich sie habe „nicht ganz normal“ und auch sehr einschränkend sein können, war nicht einfach für mich. Ich bin schon immer eine mutige, offene und selbstbewusste Person gewesen, weswegen mich diese häufige und zunehmende Angst selbst (und mein Umfeld) sehr überrascht hat.

Seit einem traumatischen Vorfall vor einigen Jahren in Berlin lebe ich mit einer Angststörung (die jedoch erst vor Kurzem wirklich als solche diagnostiziert wurde). Ich hatte bis dahin immer gehofft, es „würde schon wieder verschwinden“ und dass dies „nur eine Phase“ sei. Diese Phase dauert nun aber schon einige Jahre und wurde nicht weniger, sondern eher mehr. Grund genug, etwas genauer hinzusehen und aktiv zu werden. Denn meine Erfahrung ist:

„Wenn du etwas versuchst zu ignorieren, dann zeigt es sich umso stärker.“

Ich habe schon immer über die Dinge gesprochen und geschrieben, die mich beschäftigen. Für mich selbst zur  Verarbeitung, aber auch in der Hoffnung, dass diese Zeilen von jemandem gelesen werden, der / die sie gerade braucht. So auch diesmal.

Und vielleicht hilft das Schreiben und Reflektieren auch dir, weswegen ich heute ein paar Fragen, die du dir stellen kannst sowie Tipps bei Angstgefühlen mit dir teilen möchte.

Journaling Ideen zum Thema Angst

  • Welcher Gedanke löst das Angstgefühl aus?
  • Wie fühlt sich die Angst in deinem Körper an und wo nimmst du sie wahr? Verändert sich dieses Gefühl, breitet es sich aus? Versuche dies nur zu beobachten.
  • Notiere dir mindestens zwei Situationen in denen du deine Angst gemeistert hast.
  • Zwei Gefühle können nicht gleichzeitig existieren. Du kannst diesen Fokus positiv für dich nutzen. Darum: Schreibe dir in Angstmomenten ganz detailliert Situationen oder Dinge auf, für die du dankbar in deinem Leben bist oder die gut sind in deinem Leben. Our energy follows our attention!
  • Jedes Gefühl kommt und geht nicht nur, sondern hat auch eine bestimmte Funktion. Versuche die Funktion deiner Angst zu erkennen. Was ist ihre positive Intention für dich?
  • Wenn du an die Zukunft denkst: Wie möchtest du in vor dir liegenden Situationen auf deine Angstgefühle reagieren?

Die Angst wird sicher nicht über Nacht verschwinden, aber wir können lernen, wie sie Teil unseres Lebens sein kann, ohne dabei unser Leben zu bestimmen. Je häufiger wir in diesen Angstsituationen bewusst erfahren, dass „nichts passiert“, desto schneller ebbt die Angst auch wieder ab. Angst ist ein Gefühl, das, wie alle anderen Gefühle auch, kommt und wieder geht. Auch wenn sich die Angst im Moment des Erlebens ewig anfühlt, unser Körper und Geist können dieses Gefühl nicht ‚ewig‘ beibehalten. Denn irgendwann stellt der Körper ganz automatisch dieses Gefühl wieder ab, weil er merkt: es passiert nichts. Die Momente bis dahin sind jedoch nicht einfach.

Angst in der Trauma- und Verhaltenstherapie

In meiner Trauma- und Verhaltenstherapie, die ich vor ein paar Monaten begonnen habe, bekomme ich viele Werkzeuge an die Hand, besser mit der Angst umzugehen. Ich setze mich jetzt aktiv damit auseinander und versuche nicht mehr, die Augen davor zu verschließen (denn das hat mich ja in den letzten Jahren auch nicht wirklich weiter gebracht, wenn ich mal ganz ehrlich zu mir selbst bin).

Die Konfrontation ist nicht immer einfach und ich möchte diese negativen Gefühle am liebsten direkt wieder loswerden, wenn wir Übungen machen oder ich als Hausaufgabe alleine durch den Wald spaziere. Doch genau dieses Durchleben und dann zu spüren „es passiert wirklich nichts“, helfen dabei, die Angstkurve immer kleiner werden zu lassen. Ich programmiere mich quasi um, indem ich mich an dieses Gefühl gewöhne und es bewusst durchlebe. Das kann man trainieren. Dazu gehört übrigens auch das oben genannte Spüren, wo im Körper man die Angst wahrnimmt und wie sich dieses Gefühl verändert.

Es wird wahrscheinlich noch eine gewisse Zeit dauern, bis mein Angstlevel wieder „normal“ ist, ich merke jedoch schon jetzt gewisse Erfolge und bin froh darüber, nicht weiter den Kopf in den Sand zu stecken. Denn was ich auch schon immer war und bin: eine Person, die Dinge anpackt!