World Mental Health Day: Depression

*Anzeige (unbezahlt), da ausgehende Links an Hilfestellen bei Depression* Ich habe nach bestem Wissen & Gewissen recherchiert, übernehme aber keine Verantwortung über die Richtigkeit der Daten auf diesen externen Websites.*

Am 10.10. war World Mental Health Day. Gerade aus meiner persönlichen Geschichte heraus ein unfassbar wichtiger Tag. Depression, Angstzustände, Panikattacken, ein Gefühl von Wertlosigkeit, Zukunftsängste. Mentale Gesundheit ist nicht selbstverständlich. Auch für mich nicht.

Dass ich jetzt an diesem Punkt in meinem Leben stehe – glücklich, zufrieden, in Balance, im Moment lebend und ohne Angst vor meiner  Zukunft – ist kein Zufall und war auch nicht immer so. Es war harte Arbeit. Verdammt harte Arbeit. Ich möchte heute ein Stück meiner Geschichte mit dir teilen. Weil dieses Thema einfach zu wichtig ist. Weil ich mir wünsche, dass das was mir passiert ist, jemand anderem, dir, erspart bleibt. Weil ich mir für DICH genau dieses Glück wünsche, dass ich jetzt gefunden habe.

Stück für Stück in die Depression.

Wer meinen Blog schon länger liest, der hat vielleicht mitbekommen: mir ist im Leben nichts geschenkt worden. Immer wenn ich dachte, es geht einigermaßen bergauf, kam der nächste Schicksalsschlag, der mir den Boden unter den Füßen weggezogen hat. Mobbing, Krankheiten, Todesfälle, Verluste. Generell bin ich eine sehr starke Person, ein Kämpferherz. Doch irgendwann stand ich an einem Punkt, an dem ich nicht mehr konnte, nicht mehr wollte. Ich war gebrochen und ich hatte das Gefühl, da nie im Leben wieder raus zu kommen. All die Hoffnung, die ich bis dahin irgendwie immer in mir trug, war wie aufgebraucht. Ende.

Die Kombination aus schwierigen Lebensumständen, Zukunftsängsten, Perspektivlosigkeit und einem Sog aus Monotonie hat mich fast umgebracht. Ich war zum Schluss häufiger im Wartezimmer der Arztpraxis zu finden als auf dem Bürostuhl. Es fing mit Kopfschmerzen an. Gelegentlich. Steigerte sich zu Migräne. Dann Rückenschmerzen. Später Schlaflosigkeit. Ich war dünnhäutig und weinte wegen den kleinsten Dingen. Ich hatte das Gefühl, dass all das was mir passiert ist im Leben, mein Ich Stück für Stück davon getragen hatte. Ich war wie weggewaschen, klitzeklein. Und es schien, als könnte mir niemand auf diesem Planeten helfen.

Ich hatte es geschafft, mich durch jahrelange exzellente Verdrängungskünste und Augen verschließen komplett ins Aus zu manövrieren. Ich dachte immer „das wird schon wieder“, „ich muss nur durchhalten“ oder „ich pack das schon alleine“ Fakt war: ich packte es nicht alleine, sondern verschlimmerte meine Situation mit jedem Tag bis ich irgendwann in einer Sackgasse stand. Ich hatte das Gefühl, niemand versteht mich. Alle erwarteten von mir, dass ich „funktioniere“, weil ich das ja immer tat, immer so stark war. Aber ich funktionierte nicht mehr.

Der Weg aus der Depression.

Heute weiß ich, dass es vielen Menschen genauso geht. Nur über Depressionen spricht es sich in unserer Gesellschaft einfach nicht so gut. Probleme werden unter den Teppich gekehrt, man lächelt Sorgen weg und auf die simple Frage „Na, wie geht’s?“ ist das letzte, was man will, den wahren Gemütszustand des Gesprächspartners zu erfahren. Wir sind eine Gesellschaft der Symptombekämpfer. Statt wirklich den Ursachen auf den Grund zu gehen, lenken wir uns ab, verschütten unsere Gefühle und/oder betäuben uns. Nur, um uns nicht mit uns selbst auseinanderzusetzen.

Es ist nicht leicht, ich weiß. Aber du bist es Wert, du bist es dir schuldig, zu kämpfen! Ich hatte damals das Glück, dass ich zwei sehr gute Freundinnen hatte, die mir bei all dem fest zur Seite standen. Die meine Kraft und innere Stärke weiterhin sahen, wo ich sie schon lange vergessen hatte. Es hat sehr lange gedauert, bis ich überhaupt Hilfe von Außen annehmen konnte. Ich dachte immer, man ist schwach, man hat versagt, wenn man sich Hilfe holt. Doch heute weiß ich: Bullshit! Es ist verdammt stark und es gehört so viel Mut und Kraft dazu, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen und Dinge aufzuarbeiten. Für sein Schicksal kann man nichts, doch wie man damit umgeht, dafür kann man sehr wohl etwas. Das klingt vielleicht im ersten Moment sehr hart, doch glaub mir, ich weiß, wovon ich rede.

Kämpfe weiter. No matter what!

Ich erinnere mich an meine damalige Hausärztin, die, nach mehrmaligen Kranschreibungen wegen (wie ich heute weiß) psychosomatischen Symptomen (Migräne, Rückenschmerzen, Schlaflosigkeit…) mit herablassendem Ton zu mir sagte: „Wissen Sie was, Frau S.? Wenn Sie in einem Land mit Sonne und am Meer leben würden, dann hätten Sie diese Beschwerden nicht.“ Fahrlässig!

Depression ist für viele nicht richtig greifbar. Selbst für Ärzte. Oft wird sie abgetan oder auch nicht erkannt. Und schon gar nicht in ihrem Ausmaß. Man sieht vielleicht nach außen hin nicht „krank“ aus, fühlt im Inneren aber eine Leere, wie man sie nicht mal richtig in Worte fassen könnte. Wenn du an dir körperliche Beschwerden feststellst, die einfach nicht verschwinden wollen und immer wieder kehren, GUCK HIN. Setze dich damit auseinander. Setze dich mit dir auseinander und versuche zu sehen, was der Ursprung dieses dunklen Gefühls ist.

World Mental Health Day

Die richtige Hilfe finden.

Ich selbst musste richtig stark dafür kämpfen, Hilfe zu bekommen. An manchen Tagen habe ich unser Gesundheitssystem einfach nicht verstanden. Ich fühlte mich hilflos. Ich fühlte mich, als sei ich es nicht Wert, dass mir geholfen wird. Doch dank der Unterstützung meiner Freundinnen, die wie Löwinnen für mich gekämpft haben, erhielt ich schlussendlich auch professionelle Hilfe.

Mein erster Anlaufpunkt war Leben Lernen e.V., eine Beratungsstelle für Mädchen und Frauen hier in Berlin. Ich hatte eine sehr vertrauensvolle Beraterin, die mir zuhörte, mich unterstütze, mich beriet und mir Organisatorisches, was mich zum damaligen Zeitpunkt überforderte, abnahm. Sie war es auch, die mir half, eine Tagesklinik zur Stabilisierung für den Übergang zu finden sowie einen Platz für einen stationären Aufenthalt in einer Klinik, die spezialisiert war auf Tiefenpsychologie.

Du bist nicht allein. Anlaufstellen bei Depression.

Ich kann an dieser Stelle leider nur für Berlin im Speziellen sprechen, bin mir aber sicher, dass es in jeder Stadt Möglichkeiten gibt. In Berlin hat jeder Bezirk ein Krankenhaus mit AKI Station, eine Akute Krisenintervention. Am besten man ruft vorher an, um einen Termin zu vereinbaren. Ich bin mir aber auch sicher, dass du nicht weggeschickt wirst, wenn du dort ohne Anmeldung auftauchst. Dort wird mit einem Psychologen und einem Arzt eine Bestandsaufnahme gemacht, in der du von deinen Problemen erzählst. Danach wird gemeinsam mit dir entschieden, wie es weiter geht. In meinem Fall wurde ich in ein tagesklinisches Programm zur Stabilisierung aufgenommen.

Auch der Berliner Krisendienst hilft 24/7 in akuten Krisensituationen. Du kannst dort jederzeit anrufen oder auch vorbei gehen, kostenfrei, anonym. Auf Wunsch kommt sogar jemand bei dir zu Hause vorbei und hilft dir professionell in deiner akuten Krise.

Nach einigen Wochen in der Tagesklinik, die mich zwar dahin gehend stabilisiert hatten, einen einigermaßen geregelten Tagesablauf zu entwickeln, jedoch nicht die Kernprobleme mit denen ich immer wieder kämpfte lösten, konnte ich in einen vollstationären Aufenthalt in eine andere Klinik wechseln. Es kann mitunter einige Wochen dauern, bis man einen Platz in einer Klinik bekommt. Daher war für mich die Tagesklinik eine sehr gute Überbrückung für die schwere Situation.

Es gibt verschiedene Kliniken, die man sich vorher online ansehen kann. Einen besseren Eindruck, welchen Fokus die jeweilige Klinik setzt, kann man sich an Infoabenden verschaffen. Dort werden ein typischer Tagesablauf und die Therapieformen gezeigt sowie einige Therapeuten persönlich vorgestellt. Ich habe mir vorab 3 Kliniken angesehen und mich dann für eine entschieden. Vermutlich wird dir dein Bauch auch sagen, was das Richtige für dich ist.

Hier eine knappe Liste von Kliniken in und um Berlin

DRK Kliniken Berlin – Wiegmann Klinik

Charité Berlin

Tagesklinik Alexianer

Fontane Klinik

Havelhöhe

TIPP: Auf der Website der Deutschen Depressionshilfe kannst du nach Kliniken in deiner Umgebung suchen – deutschlandweit.

Klinikgelände Berlin DRK Kliniken

Es ist egal, was andere von dir denken.

Vorab: egal, für welchen Weg du dich entscheidest, es ist der Richtige. Du kannst hier nichts falsch machen. Wichtig ist, dass du dich traust, den ersten Schritt zu machen. Es muss ja auch nicht immer direkt eine Klinik sein. Ich habe auch sehr, sehr lange gebraucht, um das zuzulassen und davor immer wieder versucht, mir anders zu helfen, um mit der Last, die mir das Leben gegeben hat, umzugehen. Nur manche Dinge lassen sich nicht so einfach lösen und es macht Sinn, sie professionell aufzuarbeiten. Für eine hoffnungsvollere Zukunft, für das persönliche Glück. Weißt du, du kannst noch so stark sein; wenn dir viele schlimme Dinge widerfahren, ist es nur logisch, dass du irgendwann kapitulierst.

Auch in meinem Kopf waren die Gedanken „Ich brauche das nicht, ich bin ja nicht verrückt. Ich schaffe das alleine. Kliniken sind was für Psychos. Was denken dann die anderen über mich, wenn ich in eine Klinik gehe?“ sehr präsent. Ich glaube, darüber macht sich jeder in so einer Situation Gedanken. Jeder hat Angst, dass er dafür verurteilt wird. Jeder hat Angst, „schwach“ zu sein. Keiner gesteht sich gerne ein, dass er alleine nicht mehr weiter kommt.

Und klar, an dieser Stelle gebe ich auch gerne zu: ich habe sehr lange überlegt, ob ich diese Zeilen hier veröffentlichen soll, ob ich mich wirklich so verletzlich zeigen und angreifbar machen soll. Aber mir ist es einfach ein Herzensanliegen, anderen mit meiner Geschichte zu helfen. Ich wünsche niemandem, dass er das durchmachen muss, was ich erlebt habe. Und ich wünsche mir, dass diese Zeilen dich im richtigen Moment erreichen und dich ermutigen. Und genau dafür traue ich mich, nicht länger zu schweigen, sondern meine Geschichte zu erzählen. Und im Endeffekt ist es doch so: die Leute haben sowieso ihre Meinung über dich. Ob gut oder schlecht. Du wirst es auch nie allen recht machen können. Und das sollst du auch nicht! Der einzigen Person, der du das schuldig bist, bist du selbst! Und es ist so egal, was andere von dir denken! Wichtig ist, was du über dich selbst denkst und dass du mit dir zufrieden bist.

Und dafür bin ich bereit, vielleicht mit anderen Augen gesehen zu werden. Ich für mich persönlich kenne meine Geschichte. Ich weiß, wie viel Kraft es gekostet hat, jetzt hier so stark und positiv nach vorne blickend zu stehen. Und ich bin unheimlich stolz auf mich, nicht aufgegeben zu haben. Das kann mir keiner nehmen. Ich bin das beste Beispiel dafür, dass wir selbst eine 180 Grad Wende hinbekommen – wenn wir es nur wollen.

„Wir gehen zum Friseur, zur Pediküre, ins Spa. Doch dem wichtigsten Part – unserer Seele – verwehren wir aus falscher Scham und der Angst heraus verurteilt zu werden, die nötige und wichtige Zuwendung.“

Alternativen zu Kliniken bei Depression

Es gibt auch wöchentliche Gesprächsgruppen, denen man sich anschließen kann oder Praxen für z.B. Bewegungstherapie, Gestaltungstherapie, Ergotherapie oder Musiktherapie. Du hast mit einer deutschen Krankenversicherung das Recht darauf, dir ein Rezept (bei Gestaltungstherapie z.B. über die Heilmittelverordnung) ausstellen zu lassen, damit du Hilfe bekommst. Es ist wirklich nicht so schwer! Frag deinen Hausarzt. Und wenn dieser dir aus irgendwelchen Gründen keines ausstellen mag, weil du vielleicht „gar nicht so krank“ erscheinst, wechsle den Arzt! Ich musste auch erst zu einer vertrauensvolleren Ärztin wechseln, um wirklich die Unterstützung zu bekommen, die ich gebraucht habe.

Jeder Mensch „funktioniert“ anders und hat einen anderen Zugang zu seiner Psyche. Nimm dir die Zeit, zu gucken, was für dich passend sein könnte / ist. Was neben klassischeren Therapieformen auch helfen kann, sind:

Coachings zu bestimmten Themen

Selbsthilfebücher

Podcasts & Blogs

Gongmeditationen

Klangschalen / Crystal Singing Bowls

Aromatherapien

Heilsteine

Bachblüten

Hypnose

Yoga (gerade auch Kundalini Yoga ist sehr kraftvoll)

Meditationen im Allgemeinen

Ayahuasca

Breath Work

EFT (Emotional Freedom Techniques)

Diese Methoden ersetzen natürlich keine Therapie, können aber auch schon eine große Hilfe sein für neue Impulse und Wegweisungen bzw. sogar tiefgreifende Erfahrungen. Mein Motto ist immer „Whatever works!“ – du bist niemandem Rechenschaft schuldig und alles, was dir persönlich dabei hilft, dass es dir besser geht, ist erlaubt. Natürlich spreche ich hier von Heilmethoden und spreche mich ganz klar gegen Sucht- / Rauschmittel aus.

Berliner Wiegmann Klinik

Positives zum Schluss

Ich könnte noch ewig weiter schreiben, da dieses Thema so wichtig und so vieles umfassend ist. Doch für heute hoffe ich, dass ich dir erste Impulse und vielleicht auch Hilfestellungen für deinen persönlichen Weg geben konnte. Ich möchte diesen Artikel mit einem Satz, der mich lange begleitet hat, abschließen. Er kam von einer sehr lieben Arzthelferin, die mir beim wiederholten Aushändigen der Krankschreibung sagte:

„Babysteps. Vorwärts ist vorwärts – egal in welchem Tempo.“

Und weiter: „Sie müssen nicht alles auf einmal schaffen. Jeden Tag ein bisschen. Sie tun heute was Sie können. Und morgen auch. Es ist die Summe, die am Ende zur Veränderung führt.“

Ich möchte mich an dieser Stelle auch noch mal von ganzem Herzen bei all meinen Freunden bedanken, die in dieser Zeit an meiner Seite waren und es auch heute noch sind. Zudem natürlich auch ein großer Dank an meine Therapeuten und all die lieben Weggefährten, die mir die wichtigsten Werkzeuge zur Selbstreflektion und -hilfe mitgegeben haben. Denn ohne jeden einzelnen von euch, stünde ich nicht hier, hätte nicht den Mut gehabt, meinen Weg zu gehen und wäre sicher auch keine Yogalehrerin geworden.