SEELEN-YOGA: HILFE IN SCHWEREN ZEITEN
Von Zeit zu Zeit gibt einem das Leben ganz schöne die Breitseite. Gerade, wenn alles ganz gut zu laufen scheint, wird wieder alles wild durcheinander gewürfelt. Für mich fühlt sich das irgendwie jedes Mal aufs Neue wie eine Art Test an. Schaffst du’s diesmal? Bleibst du sicher stehen oder gerätst du ins Wanken, ja noch viel schlimmer: wird dich der Sturm diesmal wegtragen?
Das Schreiben ist für mich schon immer eine gute Möglichkeit gewesen, meine Gedanken zu sortieren und Dinge zu verarbeiten, klarer zu sehen. Die letzten Tage war’s um mich schreibtechnisch aber recht ruhig bestellt. Ich hatte keine Kraft, tagsüber motivierende Instagram-Posts zu verfassen und Abends auch noch den Laptop aufzuklappen, um am nächsten Blogpost zu feilen. All meine Kraft und Zeit fließt gerade in meine Familie. Genauer gesagt in meine Mutter. Ich wollte eigentlich keine allzu persönlichen Blogbeiträge mehr schreiben, sondern vielmehr über Yoga und meine Yogalehrerausbildung, aber ich vermute, dass es da draußen noch ein paar mehr Menschen so geht wie mir, denen ich mit diesen Zeilen hoffentlich auch ein bisschen Mut, Kraft und Zuversicht schenken kann.
SCHWERE ZEITEN.
Meine Mutter ist Ende letzten Jahres krank geworden. Zuerst schien es nicht so schlimm, entwickelte sich jetzt aber so schlecht, dass sie momentan Lähmungen in den Beinen hat und auf dem rechten Auge erblindet ist, starke Nervenschmerzen im gesamten Körper hat, der Magen-Darm-Trakt komplett durcheinander ist. Borreliose, Multiple Sklerose stehen leider im Raum… Die Ärzte tappen weiterhin im Dunkeln, es gibt Vermutungen, aber keine klare Diagnose, weil die Symptome nicht zusammenpassen. Momentan liegt sie im Krankenhaus, bekommt regelmäßig Dialyse und Physiotherapie, um den restlichen Körper so mobil wie möglich zu halten. Es macht die Situation nicht gerade einfacher, dass meine Mutter leider ein nicht ganz so optimistischer Mensch ist. Es kostet viel Kraft, ihr Zuversicht zu schenken, damit sie nicht den Mut verliert und weiter kämpft. Ich fühle mich zeitweise komplett überfordert mit der Situation und wünschte, mein Vater wäre noch am Leben, um uns in dieser Zeit beizustehen. Er war einfach in Krisensituationen so ein „Fels in der Brandung“, auf den man sich verlassen konnte, der ruhig und zuversichtlich blieb, Kraft schenkte. Aber diesmal müssen wir es ohne ihn schaffen. Es fühlt sich an, als wäre diese Last viel schwerer, weil eine Person in unserer Familie weniger sie trägt und nun alles auf unseren Schultern liegt. Ich bin froh, dass ich noch meinen Bruder habe, der sich auch ganz wunderbar kümmert. Und ich bin froh, dass ich zudem nicht nur ganz liebe Freunde habe, die mir den Rücken stärken, sondern auch mein Yoga.
YOGA UND KUMMER.
Ich habe in den letzten Jahren wirklich oft gedacht „Hätte ich damals schon Yoga gemacht, als mein Papa krank wurde und gestorben ist, hätte mich das sicher nicht so heftig aus der Bahn geworfen, bzw. mir über diese Zeit hinweg geholfen, Stabilität gegeben.“ Und es ist tatsächlich so. Die aktuelle Situation mit meiner Mama ist furchtbar, wirklich. Die ersten Tage waren für mich sehr schlimm. Ich habe nur geweint, konnte mich kaum wieder beruhigen, war verzweifelt, meine Gedanken rasten. Ich dachte „Warum? Warum passiert schon wieder so was Furchtbares? Kann es nicht mal gut sein? Wie soll ich das jetzt auch noch stemmen? Wer kann mir helfen? Wie geht alles weiter?“ Ich hatte irgendwie Angst, dass mich das jetzt wieder komplett aus der Bahn wirft. So wie damals. Aber ich merkte tatsächlich schon bald einen Unterschied zu früher. Und das liegt am Yoga. Ich brauchte zwar zwei Tage, aber dann habe ich mich relativ schnell wieder gefangen und nicht vom Sturm mitreißen lassen, sondern mich fest mit beiden Beinen verwurzelt auf den Boden gestellt. Denn Yoga hat mir gezeigt, dass all die Kraft, die ich in solchen schweren Situationen brauche, in mir alleine steckt – ich muss sie mir nur bewusst machen und darauf vertrauen.
EINE FESTE YOGA-ROUTINE ALS STÜTZE
Meine Tage im Krankenhaus sind lang. Ich sitze von morgens bis abends am Bett meiner Mama, bzw. renne hin und her, weil sie selbst ja gerade nicht laufen kann. Abends bin ich ziemlich platt. Was ich aber dennoch jeden Tag mache: Yoga. Zwar in einer anderen Form, als normalerweise, aber ich tue es. Und es gibt mir sehr viel Halt und neue Energie, die ich dann meiner Mama schenken kann (Wie man mit Yoga Blockaden der Chakren erkennen und lösen, ja sogar Energie an Kranke weitergeben kann, schreibe ich in einem meiner nächsten Blogartikel).
YOGA AM MORGEN
Ich habe mir jetzt angewöhnt, morgens etwas langsamer zu machen, mich kurz auf die Yogamatte zu setzen und ruhig und bewusst zu atmen. So bin ich besser bei mir und etabliere eine Ausgeglichenheit und mehr Gelassenheit für den Tag (Ihr glaubt ja nicht, über was man sich nicht so alles in einem Krankenhaus aufregen könnte…). Beim morgendlichen Zähneputzen mache ich zudem für mehr Balance (sowohl körperlich als auch seelisch ;-)) und Erdung „den Baum“. Yoga nebenbei – sehr praktisch und effektiv.
YOGA ZWISCHENDURCH
Nachmittags, wenn ich merke, dass mir manches etwas zu viel wird, sich Nervosität und Kummer breit machen wollen, versuche ich, mich ganz bewusst auf meine Atmung zu konzentrieren und dann jede Ausatmung etwas länger als die Einatmung werden zu lassen. Auch, dass ich meine Ujjayi Atmung (die yogische Atmung, bei der man die Stimmritzen etwas verengt und somit eine Art Meeresrauschen erzeugt) habe, hilft mir ungemein, mich auszugleichen. Ich bin wirklich fasziniert davon, dass diese spezielle yogische Atmung mir auch fernab der Matte im Alltag so viel hilft und kann das nur jedem empfehlen. Versucht es mal!
YOGA AM ABEND
Abends mache ich so ca. 20-30 Minuten einen intuitiven Yogaflow gefolgt von einem langen Shavasana. Bei meiner Yogapraxis höre ich genau auf meinen Körper und folge meiner Intuition, welche Asanas ihm gerade jetzt gut tun. So ist meine Yogapraxis jeden Abend anders und genau auf meine Bedürfnisse abgestimmt. Meist jedoch besteht sie erst aus einer Wiederholung etwas anstrengenderer Asanas wie herabschauendem Hund, Chaturanga Dandasana (Bretthaltung), heraufschauendem Hund im Flow und erdenden Yogaübungen wie dem Hindi Squat, der sitzenden Vorbeuge und dem Stuhl (alles übrigens Top Übungen für das Wurzelchakra!) sowie einigen Twists im Sitzen und Liegen (Detox, Baby – und zwar sowohl körperlich als auch emotional).
Kurz vor dem Schlafen gehen praktiziere ich Anuloma Viloma. Das ist eine spezielle Atemübung für inneres Gleichgewicht und geistige Konzentration, die zudem auch eine der yogischen Reinigungstechniken ist. Eine Anleitung zu Anuloma Viloma gebe ich dir in einem der nächsten Blogartikel. Anuloma Viloma praktiziere ich übrigens auch manchmal vor den Treffen mit meiner Mama, um mein Ajna Chakra (Stirnchakra, auch „das dritte Auge“) zu erwecken.
ZUVERSICHT.
Ich glaube, wenn man genauso viel Energie in positive Gedanken, Taten und Worte steckt, wie man es normalerweise vielleicht in Zweifel, Ängste und Sorgen tun würde, dann kann man Großes bewirken. Ich merke einfach, dass ich durch meine positivere Einstellung und meine tägliche Yogapraxis deutlich mehr Kraft habe als in früheren Krisensituationen. Und vielleicht greift ihr ja den ein oder anderen kleinen Tipp von mir auf, wenn es euch nicht so gut geht und holt euch durch ihn die Kraft und Stärke zurück, die in euch steckt. Alles Liebe!