YOGAWISSEN: WAS IST EIGENTLICH MAUNA?

Ich bin von Haus aus jemand, der morgens recht aktiv ist und schon direkt nach dem Augen aufschlagen fröhlich losplappert. Natürlich nur, insofern jemand neben mir liegt… Manchmal führe ich aber auch Selbstgespräche oder singe vor mich hin. Man kann sich also vorstellen, dass ich erstmal schlucken musste, als ich bei meinem Yoga Teacher Training vom morgendlichen Schweigen und „stillen Frühstück“, genauer gesagt Mauna, erfahren habe. Der Begriff sagte mir zu Anfang rein gar nichts, weshalb ich mich zuerst bei meinen Mityogis darüber erkundigen musste.

Was ist Mauna?

Mauna ist ein Schweigegelübde und gilt als ein Vrata, also ein Vorsatz. Es gibt verschiedene Formen, wie man Mauna praktizieren kann. Egal, ob eine Stunde am Tag, ein ganzes Wochenende lang oder vielleicht auch bei einem etwas längeren Stille-Retreat: Grundsätzlich bedeutet Mauna, dass man sich eine bestimmte Zeit lang ohne zu sprechen wirklich bewusst im Hier und Jetzt befindet, ganz ohne äußere Ablenkung (Ja, selbst Zeitung lesen oder Spielereien am Handy sollte man während Mauna unterlassen), spirituell praktiziert, bei sich selbst ist, sein Bewusstsein erweitert und sich Gott/dem Göttlichen bewusst macht.

Warum macht man das Ganze in Stille? Weil durch das Sprechen unsere Gedanken nach außen treten und wir somit auch keinen Frieden im Denken erlangen können. Zusätzlich handelt es sich beim (sinnlosen und unbewussten) Reden natürlich auch um einen Energieverlust. Gehen wir bewusst ins Schweigen, können wir auch unsere anderen Sinne (Hören, Sehen, Schmecken, Tasten, Riechen) besser kontrollieren und diese sogar bewusster wahrnehmen.

Yogawissen Mauna

Meine persönliche Maura-Erfahrung

Tatsächlich hatte ich an Tag 3 meiner Maura-Praxis ein für mich ziemlich einprägsames und beeindruckendes Erlebnis: Mein Frühstück schmeckte wesentlich intensiver als normal, ich konnte jede einzelne Komponente meines Müslis viel deutlicher herausschmecken, nahm mein Essen insgesamt um ein Vieles frischer wahr – ein totaler Glücksmoment, den ich nie vergessen werde!

Wer Mauna regelmäßig praktiziert, dem schmeckt’s wahrscheinlich nicht nur besser, sondern der stärkt zudem seine Willenskraft. Durch das Schweigen werden unsere Sprachimpulse gezügelt und auch unsere Emotionen besser unter Kontrolle gehalten. Es empfiehlt sich, direkt morgens, wenn noch kein Wort die Lippen verlassen hat, mit Mauna zu beginnen. Mauna und Meditation gehen gerne Hand in Hand, um den Effekt des körperlichen Stillseins und des Schweigens der Sinne zu intensivieren. Auch nach der Mauna-Praxis sollten die Worte, die unsere Lippen verlassen, sorgsam gewählt werden; sprich: kein sinnloses Geplappere, verletzende Worte, oder unnötige Diskussionen.

Mauna in der Gruppe

Paradoxerweise ist es zudem einfacher, gemeinsam in einer Gruppe zu schweigen. Zugegeben: Anfangs kostet es etwas Überwindung, am Frühstückstisch nicht zu reden, weil Schweigen in Gruppensituationen normalerweise Unbehagen auslöst, das sofort durch (oft leider auch sinnlose) Worte zu bekämpfen versucht wird. Doch hat man sich erstmal daran gewöhnt, schenkt Mauna ein wunderschönes Gefühl der Nähe und Gemeinschaft – ganz ohne Worte. Ich bin froh, dass ich diese besondere Erfahrung in meiner Yogalehrerausbildung machen durfte und werde meine Maunapraxis auf jeden Fall weiterhin behalten, da sie mich meinen Tag bewusster starten lässt.